Das römische Kastell Zurzach, auch bekannt als Tenedo, thront heute auf dem Gelände von Schloss Zurzach im idyllischen Bad Zurzach, Kanton Aargau, Schweiz. Strategisch gelegen, überwachte es die wichtige Straße zur Donau und einen bedeutenden Rheinübergang.
Bereits um 400 v. Chr. vermutet man an diesem Rheinübergang der alten Fernstraße vom schweizerischen Mittelland zur Donau das keltische Oppidum Tenedo. Im 1. Jahrhundert n. Chr. errichteten die Römer auf dem Kirchlibuck eine Befestigung, um den Verkehr zu überwachen. Diese Anlage diente Rom zur Sicherung der Reichsgrenze (Limes) am Hochrhein. Unweit des Legionslagers Vindonissa (heutiges Windisch) entstand zunächst ein Holz-Erde-Kastell, das den Bau eines ersten Rheinübergangs begünstigte. Wahrscheinlich wurde das gegenüberliegende Kastell in Dangstetten bereits früher errichtet. Nach der Besetzung der rechtsrheinischen Gebiete, bekannt als Dekumatenland, wurde das Kastell aufgegeben.
600 Meter rheinaufwärts, ebenfalls auf dem Kirchlibuck, findet man die Mauerreste des späteren, im 4. Jahrhundert erbauten Doppelkastells sowie die Fundamente einer frühchristlichen Kirche mit Baptisterium aus dem 5. Jahrhundert. Zur Überwachung der Grenze nutzten die Römer zudem Wachttürme, wie den Wachturm Koblenz-Kleiner Laufen, dessen Reste noch heute entlang des Rheins sichtbar sind.
Hintergrund
Einzelne Funde aus verschiedenen Epochen geben nur vage Hinweise auf die Siedlungsgeschichte des Ortes. Aus dem Neolithikum stammen Silexartefakte, eine Steinsäge und ein Doppelhockergrab. Funde aus der Mittelbronzezeit umfassen eine Grube mit Lehmverputzstücken von Bauten, Keramikfragmente und ein Schwert aus einem zerstörten Körpergrab. Die Spätbronzezeit ist durch drei Urnengräber um 1050 v. Chr. vertreten.
1986 wurde in „Uf Rainen“ eine späthallstattzeitliche Siedlung entdeckt. Links und rechts der heutigen Hauptstraße lag das keltisch/helvetische Gräberfeld Mittskirchen (auch Mitts-Chilch genannt), wo 1924 sechs Gräber aus der Latènezeit (400-58 v. Chr.) freigelegt wurden. Dieses Gräberfeld enthält Brand- und Körperbestattungen, die ins 1. bis 4. Jahrhundert datiert werden. Besonders bemerkenswert ist die Beigabe im Mädchengrab Nr. 156: Eine Fingerkunkel aus Knochenmaterial, die die Venus pudicitia zeigt und ins 4. Jahrhundert datiert werden kann, was mit der angeblichen Lebensspanne der heiligen Verena übereinstimmt. Die acht bekannten Gräber aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. sind wenig aussagekräftig.
Überreste der römischen Rheinbrücken, die bereits vom Zürcher Altertumsforscher Ferdinand Keller um 1860 beobachtet wurden, sind ebenfalls erhalten geblieben. Zwischen 1983 und 1987 fand eine größere archäologische Ausgrabung statt. Nördlich davon stieß man 1983 bei Bauarbeiten für die neue Nordumfahrung auf einen Vicus und drei frührömische Kastelle. Die Fundstücke aus diesen Ausgrabungen sind im Museum Höfli ausgestellt. Bisher wurden dort keine römischen Inschriften aus dem 1. Jahrhundert freigelegt.
Zugang
Das Kastell ist frei zugänglich.