Mitten in Luzern, eingebettet in die grüne Ruhe eines kleinen Parks, liegt das Löwendenkmal – ein Ort, der weit mehr ist als nur eine Touristenattraktion. Das kolossale Kunstwerk, das den sterbenden Löwen darstellt, fordert seine Betrachter dazu auf, innezuhalten und nachzudenken. Aber worüber? Über Heldenmut? Über die Tragik der Geschichte? Über die Rolle der Schweiz in der Welt? Antworten auf diese Fragen finden sich vielleicht bei einem Rundgang durch diesen Ort voller Geschichte und Symbolik.
Ein Löwe für die Söldner
Das Löwendenkmal wurde 1821 feierlich eingeweiht. Es erinnert an ein blutiges Kapitel der Geschichte: den 10. August 1792, den Tag des Tuileriensturms in Paris. An diesem Tag fiel eine aufgebrachte Menge über die Schweizer Garde her, die bis zum letzten Mann das Leben von König Louis XVI. verteidigte. Hunderte Schweizer Söldner verloren ihr Leben – ein Opfer, das der Luzerner Offizier Carl Pfyffer von Altishofen nie vergessen wollte. Er beauftragte den renommierten dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen, dieses dramatische Ereignis in Stein zu verewigen.
Der sterbende Löwe, sechs Meter hoch und zehn Meter lang, ist ein Bild der Verzweiflung und des Edelmuts zugleich. Der Löwe liegt im Todeskampf, mit einem zerbrochenen Speer in der Seite, seine Haltung zeugt von Schmerz, aber auch von Würde. Die lateinische Inschrift oberhalb des Löwen zeugt von der Hingabe der Schweizer Garde: Helvetiorum Fidei ac Virtuti – „Der Treue und Tapferkeit der Schweizer.“
Kunstwerk, Erinnerungsort, Parkidyll
Doch das Löwendenkmal ist mehr als nur eine Erinnerung an die Söldner. Es ist ein Meisterwerk der Kunstgeschichte, entworfen von Thorvaldsen in Rom und in einen ehemaligen Steinbruch von Lukas Ahorn aus Konstanz geschlagen. Der umgebende Park, gestaltet im englischen Stil, ergänzt das Monument perfekt. Hier finden Besucher Ruhe und Raum zum Nachdenken – über Geschichte, Kunst und ihre eigene Beziehung zu diesem Ort.
Infotafeln im Park bieten weiterführende Einblicke: zu den Gedächtniskapellen in Luzern und Paris, zur Entstehung des Denkmals, zu den beteiligten Künstlern und zur Geschichte der Familie Pfyffer. Wer genau hinsieht, entdeckt Spuren der Zeit – sowohl im Monument als auch in der Landschaft, die es umgibt.
Ein Monument der Kontroversen
Das Löwendenkmal ist nicht unumstritten. Als antirevolutionäres Denkmal spiegelt es die politische Gesinnung seines Initiators wider. Doch gleichzeitig wird es als Kunstwerk gefeiert, dessen emotionale Kraft Menschen aus aller Welt berührt. Mit über 1,5 Millionen Besuchern jährlich gehört es zu den bekanntesten Denkmälern der Welt und ist in der Schweiz eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten.
Ein Ort, der Fragen stellt
Das Löwendenkmal ist ein Denk-Mal im wahrsten Sinne des Wortes. Es fordert dazu auf, nachzudenken: über den Wert von Treue und Tapferkeit, über die Schattenseiten der Schweizer Geschichte und über die Kraft der Kunst, Gefühle und Geschichten über Jahrhunderte hinweg zu transportieren.
Wer Luzern besucht, sollte sich die Zeit nehmen, diesen Ort zu erleben – und vielleicht mit mehr Fragen als Antworten zurückkehren. Denn genau das macht ein gutes Denkmal aus.
Zugang
Das Denkmal ist frei zugänglich.