Einst waren es drei, heute sind es nur noch zwei – die Kapellbrücke und die Spreuerbrücke. Dieses Duo erzählt die Geschichte Luzerns wie ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch, das von mittelalterlicher Kunstfertigkeit und urbanem Wandel zeugt. Doch wo ist die Dritte im Bunde geblieben? Die Hofbrücke, einst die älteste der drei hölzernen Brücken, existiert nur noch in der Erinnerung und auf den Seiten der Geschichtsbücher. Im 19. Jahrhundert verschwand sie, schrittweise abgetragen, doch ihr Bilderzyklus blieb erhalten und zeugt von der kulturellen Blütezeit Luzerns.
Die verbleibenden Holzbrücken, mit ihren charakteristischen Dreieckbildern, machen Luzern heute zu einem weltweiten Unikat. Keine andere Stadt kann auf ein solch reiches Erbe überdachter Holzbrücken verweisen. Doch das Herzstück dieses Ensembles ist und bleibt die Kapellbrücke.
Hintergrund
Die Kapellbrücke, Luzerns bekanntestes Wahrzeichen, ist weit mehr als ein architektonisches Meisterwerk. Sie ist ein lebendiges Denkmal, das von Jahrhunderten wechselvoller Geschichte erzählt. Errichtet um 1360, verband sie die Altstadt mit der Neustadt und war Teil der Stadtbefestigung. Mit einer ursprünglichen Länge von 279 Metern war sie einst eine der längsten überdachten Holzbrücken Europas. Heute misst sie nach Umbauten noch 205 Meter.
Doch das wohl dunkelste Kapitel ihrer Geschichte schlug im August 1993 auf, als ein verheerender Brand fast die gesamte Brücke zerstörte. Nur die Endstücke und der ikonische Wasserturm blieben unversehrt. Das Feuer verschlang 95 der 158 historischen Dreieckbilder, von denen einige der bedeutendsten Kunstwerke Luzerns waren. Mit beeindruckendem Engagement wurde die Brücke binnen weniger Monate restauriert und erstrahlt heute wieder in voller Pracht – ein Symbol für den ungebrochenen Willen zur Erhaltung der Tradition.
Die Kapellbrücke beherbergt eine Sammlung von 62 historischen Bildern, die Szenen aus der Schweizer Geschichte und dem Leben der Heiligen darstellen. Jedes Dreieckbild ist ein Fenster in die Vergangenheit, ein erzählerisches Kunstwerk, das Reisende wie Einheimische in seinen Bann zieht. Der Bilderzyklus war einst der umfangreichste seiner Art weltweit, und selbst mit den Verlusten durch den Brand bleibt er einzigartig.
Der Name der Brücke leitet sich von der nahegelegenen St.-Peterskapelle ab, die am rechten Ufer der Reuss steht. Der Wasserturm, der einst als Gefängnis, Schatzkammer und Archiv diente, ergänzt das Ensemble perfekt. Gemeinsam bilden sie das Postkartenmotiv schlechthin, das jährlich Millionen Besucher anzieht.
Mit rund 13'800 Besuchern pro Tag (Stand 2017) ist die Kapellbrücke ein pulsierender Treffpunkt. Hier begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart, Einheimische und Touristen, Kunst und Architektur. Sie steht für Luzerns Seele – eine Stadt, die stolz auf ihre Geschichte ist und dennoch mit der Zeit geht.
Wer über die Kapellbrücke schlendert, spürt die Geschichten, die in ihrem Holz und ihren Bildern eingeschrieben sind. Und vielleicht, wenn man ganz genau hinhört, hört man auch das Flüstern der alten Hofbrücke, die einst Teil dieses einzigartigen Trios war.
Zugang
Die Brücke ist frei zugänglich.