Im Herzen des Pfynwaldes, eingebettet zwischen den grünen Wipfeln und der Geschichte des Wallis, erhebt sich ein schlichter Obelisk, der an die Schlachten von 1799 erinnert. Dieses Denkmal wurde nicht nur als Erinnerung an die gefallenen Männer errichtet, die für Gott und Vaterland ihr Leben ließen, sondern auch als Mahnung an die kommenden Generationen, die Werte von Freiheit und Glaube zu bewahren.
Der Anstoß zu dieser patriotischen Ehrung kam von Domherr Imesch, der auf der Jahresversammlung des Geschichtsvereins Oberwallis im Oktober 1897 vorschlug, den 100. Jahrestag der Kämpfe im Pfynwald gebührend zu feiern. Seine Idee fand rasch begeisterte Zustimmung. Doch es blieb nicht bei einer einfachen Gedenkfeier. Geplant war eine Feierlichkeit, die in ihrer Größe und Bedeutung weit über das übliche Maß hinausging: ein Denkmal sollte errichtet werden, begleitet von einem feierlichen Seelengottesdienst und einer eigens gedichteten Hymne, der „Walliser Freiheitslied“ von Leo Luzian von Roten. Dieses patriotische Lied, das mit den Worten „Lasst hoch ein Dankeslied erschallen / Den Männern, die in heisser Schlacht / Für Gott und Vaterland gefallen / Erdrückt in roher Übermacht“ beginnt, wurde später auch musikalisch untermalt.
Die Vorbereitungen für dieses monumentale Ereignis zogen sich über zwei Jahre hin, bis es schließlich am 22. Mai 1899 zur feierlichen Enthüllung des Denkmals kam. Baumeister Kalbermatten aus Sitten entwarf den schlichten Obelisken, der von den Brüdern Tamini in Monthey ausgeführt wurde. Trotz widriger Wetterbedingungen strömten die Menschen in Scharen nach Pfyn, viele von ihnen in festlichen Kostümen und mit Fahnen. Drei Extrazüge brachten Besucher aus Sitten und Brig nach Susten, um an der Feier teilzunehmen. Es war ein Ereignis, das in der Chronik als „patriotische Feier, wie man sie seit Menschengedenken nie wieder erlebt hatte“ verzeichnet wurde.
Die Feierlichkeiten wurden von bewegenden Reden begleitet. Pfarrer Brindlen aus Glis und Domherr Bagnoud hielten Predigten in den Landessprachen, während Staatsratspräsident H. de Torrente, Nationalrat A. Perrig und andere bedeutende Persönlichkeiten das Opfer der gefallenen Kämpfer ehrten. Die Festschrift zur Veranstaltung erschien pünktlich, und das Freiheitslied von Roten wurde in den Herzen der Walliser verankert.
Der schlichte, doch imposante Obelisk trägt neben dem Zeichen des Kreuzes eine eindrückliche Inschrift, die den Betrachter zum Nachdenken anregt:
Unseren Vätern 1799
MAIORUM UM PRO ARIS PATRIISQUE FOCISMORIENTUM SIS MEMOR ET PATRIAM MACTE TUERE NEPOS
Die Worte erinnern die Nachfahren daran, das Erbe der Väter zu ehren, die für ihren Glauben und ihre Heimat starben. Übersetzt lautet der zweite Teil der Inschrift: „Du, Nachfahre, sei eingedenk der Voreltern, die für ihren Glauben und die väterlichen Herde gestorben sind, und wohlan, beschütze die Heimat!“
Seit jenem denkwürdigen Tag von 1899 fanden in Pfyn immer wieder Gedenkfeiern statt, um die Erinnerung an die Freiheitskämpfe lebendig zu halten. Eine steinerne Bank, die neben dem Sockel des Denkmals steht, erinnert an eine dieser Feiern.
Ein Mahnmal für die Gegenwart
Der Obelisk im Pfynwald ist mehr als nur ein Denkmal vergangener Heldentaten. Er ist ein Mahnmal, das uns auch heute daran erinnert, dass die Werte von Freiheit, Glauben und Heimat stets verteidigt werden müssen. In einer Zeit, in der diese Werte wieder vermehrt in Frage gestellt werden, könnte der Obelisk von Pfyn erneut an Bedeutung gewinnen – als Zeichen dafür, dass der Kampf für das Gute niemals endet.
Heute ist das Mahnmal fast vergessen. Der Pfad ist überwuchert und das Mal wird von der Natur zurückerobert. Die lebhafte Geschichte des Pfynwaldes ist trotzdem spürbar.
Der Mörderstein im Pfynwald
Tief im dichten Wald zwischen Siders und Leuk, auf der sonnenverwöhnten Seite des Rhonetals, liegt der sagenumwobene Pfynwald. Dort erhebt sich eine gespaltene Felswand, der „Mörderstein“, dessen düsterer Name von einer uralten, erschütternden Legende stammt: Einst, so wird erzählt, überfiel ein Mörder ein Kind, das allein durch diesen Wald zog. Vor dem mächtigen Felsen, der damals noch unversehrt war, stellte er dem Kind grausame Fragen: „Was ist schöner als der Tag?“ Das Kind antwortete unschuldig: „Der Blick der Mutter.“
„Was ist kostbarer als Gold?“ fragte der Mörder weiter. „Das Herz der Mutter“, erwiderte das Kind.
„Was ist süßer als Honig?“ „Die Milch der Mutter.“
„Was ist weicher als Flaum?“ „Der Schoß der Mutter.“
„Was ist mächtiger als der Tod?“ „Die Liebe der Mutter.“
Schließlich fragte der Mörder: „Was ist härter als Stein?“ Und das Kind, ohne Furcht, antwortete: „Das Herz des Mörders.“
Erfüllt von blindem Zorn packte der Mörder das Kind und schleuderte es mit solcher Wucht gegen den Felsen, dass dieser zerbarst. Bis heute klafft die Spalte im „Mörderstein“ – ein stummer Zeuge dieses finsteren Verbrechens.
Zugang
Vom Camping Platz Monument aus, führt ein mit Dickicht bewachsener Pfad zum Obelisk.