Nutzen Sie die seltene Gelegenheit, über den geheimnisvoll freigelegten Seegrund des Lac de La Gruyère zu wandern und die bezaubernde Ile d'Ogoz zu erkunden! Wenn das Wasser weicht, enthüllt der See sein wohlgehütetes Geheimnis – eine Insel voller Geschichte und Mystik, die nur für kurze Zeit zu Fuss erreichbar ist.
Im sanften Licht des Frühlings verwandelt sich die sonst versunkene Ile d'Ogoz in eine malerische Halbinsel. Eine einst verborgene Welt offenbart sich: Ruinen aus dem 13. Jahrhundert, ehrwürdige Türme und eine Kapelle, die von vergangenen Zeiten erzählen. Der Mutige steigt auf einen der Türme hinauf und lässt seinen Blick über das weite Blau des Lac de La Gruyère schweifen, während in der Ferne die schneebedeckten Voralpen funkeln.
Die Wanderung zur Insel ist leicht und für jedermann zugänglich – ein sanfter Spaziergang von einer Stunde, der in eine andere Zeit entführt. Doch Vorsicht: Die Insel ist ein zerbrechliches Juwel. Respektieren Sie ihre Natur, nehmen Sie Ihren Abfall mit und lassen Sie die Steine an ihrem Platz, damit dieses Wunder noch lange erhalten bleibt.
Dieses besondere Naturschauspiel ereignet sich jedes Jahr aufs Neue, wenn der Lac de La Gruyère, ein künstlicher See aus dem Jahr 1948, entleert wird, um Platz für das Schmelzwasser des Winters zu schaffen. Dann erhebt sich die Ile d'Ogoz wie eine versunkene Legende aus der Tiefe – ein vergängliches Paradies, das Gross und Klein verzaubert.
Von Furten, Türmen und einer versunkenen Welt
In längst vergangenen Zeiten war Pont eine entscheidende Passage, eine Furt, die den Anschluss an die römischen Handelswege entlang der Saane gewährte. Wachsam hielten Posten die Stellung, vermutlich genau dort, wo später das mittelalterliche Schloss errichtet wurde. Erst im 12. Jahrhundert erhielt die Herrschaft ihren Namen – in einer Zeit, als die Furt alten Brücken wich.
Die erste dieser Brücken spannte sich unterhalb von Vieux-Châtel, oberhalb der heutigen Ruinen, über den Fluss. Eine zweite folgte, doch beide waren der wilden Saane ausgeliefert, die mit ihren reißenden Hochwassern keine Rücksicht nahm. Schließlich entstand eine dritte, beständiger als ihre Vorgänger: 1544 erbaut, aus Tuffstein gemeißelt, überdauerte sie die Zeit und ruht heute still und unberührt unter den Wassern des Lac de La Gruyère – die Brücke von Thusy, ein verborgenes Relikt vergangener Jahrhunderte.
Das Erbe von Pont-en-Ogoz
Auf einer sanften Halbinsel, einst vom Fluss umschlungen, erhob sich das mittelalterliche Pont-en-Ogoz. Vor 1231 wuchs hier ein Marktflecken, geschützt durch die steilen Klippen, bewacht von einer Festung, die den Zugang zum Ort verteidigte. Die heute sichtbaren Ruinen der Ile d'Ogoz erzählen von dieser einst blühenden Siedlung.
Die beiden Zwillingstürme, die stolz auf der Insel thronen, waren einst Teil zweier Burgen, Residenzen rivalisierender Mitherrschaften. Jeder Turm beherbergte Wohnräume, jeder Hof war von Mauern und Nebengebäuden umgeben. Die kleine Kapelle, in stiller Andacht errichtet, bot den Bewohnern Trost in unsicheren Zeiten. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit dem Ort – zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde der Marktflecken aufgegeben, Freiburg erlaubte sogar, die Quadersteine für andere Bauwerke zu nutzen. Stück für Stück verschwand Ogoz – bis die Natur selbst es endgültig verhüllte.
Die Geburt einer Insel
In den Wirren der Kriegsjahre 1948 entschied sich der Kanton Freiburg für den Bau des Staudamms von Rossens. Das mäandernde Land, das Ogoz einst mit dem Ufer verband, wurde von den steigenden Wassern verschluckt. Was einst eine Halbinsel war, wurde eine Insel.
Heute schläft die alte Brücke in der Tiefe, die Türme ragen trotzig über das Wasser, und die Insel Ogoz ist ein stiller Zeuge jener Zeit, als Ritter ihre Blicke von den Zinnen schweifen ließen und die Saane noch frei durch das Tal mäanderte.
Zugang
Sobald der Wasserspiegel unter 668 Meter fällt, kann man die Ile d’Ogoz trockenen Fusses erreichen.