Inmitten der malerischen Stadt Schaffhausen erhebt sich die ehrwürdige Rundfestung Munot wie eine steinerne Krone auf dem Emmersberg. Seit Jahrhunderten wacht dieses beeindruckende Bollwerk über die Stadt und den gemächlich dahinfließenden Rhein. Der Munot ist weit mehr als nur ein historisches Monument – er ist das pulsierende Herz der Stadtgeschichte und das markante Wahrzeichen, das Schaffhausen zu seiner einzigartigen Silhouette verhilft.

Die Ursprünge der heutigen Festung reichen ins 16. Jahrhundert zurück. Zwischen 1564 und 1589, unter der geschickten Hand von Stadtbaumeister Heinrich Schwarz, wurde der Munot errichtet – ein steinernes Meisterwerk aus Quader- und Bruchsteinen des umliegenden Malm. Die Inspiration für seine Architektur fand Schwarz in den Ideen Albrecht Dürers, der den Übergang von mittelalterlichen Burgen zu modernen Festungen meisterhaft skizzierte. Doch kaum war der Munot fertiggestellt, mischte sich schon Skepsis in den Baustolz: War diese massive Festung überhaupt noch zeitgemäß angesichts der rasanten Entwicklungen in der Militärtechnik?

Eindrucksvoll steht der zylindrische Bau mit seinem imposanten Durchmesser von 50 Metern und einer Mauerstärke von bis zu vier Metern. Im Innern hütet der Munot ein steinernes Herz – eine gewaltige Kasematte, deren Gewölbe von neun massiven Pfeilern getragen wird. Lichtschächte öffnen den Raum zum Himmel und fangen die Stimmung der Jahreszeiten ein, von goldenem Sommerglanz bis zu melancholischem Winterlicht.

Die Geschichte des Munots ist nicht nur von Stolz, sondern auch von Schmerz geprägt. Während der Belagerung im Jahre 1799 wurde die Festung zum ersten und einzigen Mal militärisch auf die Probe gestellt. Französische Truppen mussten sich auf ihrem Rückzug vor den Österreichern verteidigen, und die donnernden Kanonen des Munots erhoben sich ein letztes Mal als Stimme der Stadt. Doch bald verlor die Festung ihre strategische Bedeutung, und die Zeit begann, die mächtigen Mauern zu entzweien. Erst im 19. Jahrhundert setzte der Zeichenlehrer Johann Jakob Beck alles daran, den Munot vor dem Verfall zu retten. Dank seiner unermüdlichen Bemühungen erstrahlte die Festung 1839 neu und wird bis heute vom Munotverein gepflegt.

Heute ist der Munot weit mehr als eine historische Sehenswürdigkeit – er ist ein lebendiger Ort, an dem Tradition und Moderne miteinander tanzen. Im Sommer locken die legendären Munotbälle, wo auf der Zinne der Festung die Quadrille getanzt wird, ein überliefertes Tanzvergnügen, das Generationen verbindet. Auch das Munotkinderfest, gekrönt von einem funkelnden Feuerwerk, zaubert den jüngsten Besuchern Jahr für Jahr ein Leuchten in die Augen.

Im Graben des Munots grast friedlich eine kleine Herde Damwild, bewacht von der Munotwächterin, die mit Hingabe das Glöcklein der Festung jeden Abend um 21 Uhr erklingen lässt – eine Tradition, die über Jahrhunderte hinweg die Herzen der Bewohner und Besucher gleichermaßen bewegt hat.

So bleibt der Munot nicht nur ein stummer Zeuge vergangener Zeiten, sondern ein Ort, der die Seele Schaffhausens mit Leben, Musik und feierlicher Freude erfüllt. Ein steinernes Symbol, das sich jedem, der es besucht, mit offenen Armen und einer Geschichte voller Mysterien und Wunder offenbart.

Das Munotglöckchen

Schon lange bevor der Munot 1589 seine endgültige Gestalt erhielt, stand auf dem Emmersberg ein früherer Festungsturm mit einer Alarmglocke. Dieser sogenannte Annot, dessen Name aus dem Mittelhochdeutschen „ohne Not“ bedeutet, wurde von einem wachsamen Hochwächter bedient, der die Stadt vor Gefahren warnen sollte.

Einer Legende zufolge soll der adlige Eigentümer des Annot von einem Kreuzzug zurückgekehrt sein, nur um kurz vor seiner Heimkehr von einem tragischen Schicksal ereilt zu werden. In der Dämmerung, die über die Wälder nahe Schaffhausen hereinbrach, verlor er trotz seiner Ortskenntnis die Orientierung. Als er auf seinem treuen Pferd den Weg suchte, führte ihn eine unglückliche Wendung zu einem reißenden Bach, wo sein Ross stolperte und ihn in die Fluten stürzte. Ertrunken, ehe er sein Heim erreichen konnte, hinterließ er eine trauernde Gattin. Zum Andenken an ihren Geliebten soll sie ein silbernes Glöckchen gestiftet haben, das fortan jeden Abend um 21:00 Uhr, seiner vermuteten Todesstunde, erklingen musste.

Zugang

Der Munot ist frei zugänglich.

 

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