An einem Ort, wo das Wasser Geschichten flüstert und die Hügel wie stille Wächter über die Landschaft wachen, liegt ein magischer Punkt namens Tössegg. Hier, im nördlichsten Zipfel des Kantons Zürich, wo sich die wilde Töss in die mächtige Umarmung des Rheins ergießt, verschmelzen nicht nur Flüsse – auch Kantone, Gemeinden und Zeiten treffen sich zu einem harmonischen Stelldichein.
Wo Flüsse verschmelzen - Tössegg
Die Tössegg gehört zur Gemeinde Freienstein-Teufen, liegt auf zarten 346 Metern über Meer und markiert jenen markanten Punkt, an dem der Rhein – bis dahin aus dem Nordosten kommend – seine Richtung gen Nordwesten ändert. Eine geografische Geste, fast so, als würde der Fluss sich hier neu besinnen.
Umgeben von den sanft geschwungenen Hügelzügen Irchel, Dättenberg und Rhinsberg ist dieser Ort ein kleines Paradies für alle, die das Ursprüngliche suchen. Hier riecht die Luft nach feuchtem Waldboden und Flussnebel, nach Grillfeuer und Abenteuerlust. Die Tössegg ist kein Ort, den man einfach besucht – sie ist ein Ort, den man spürt.
Die Grillstellen am Ufer laden zu langen Nachmittagen im Schatten alter Bäume ein. Ein Restaurant, charmant und unaufgeregt, bewirtet Wanderer, Velofahrer und Flusspoeten mit einfacher Kost und ehrlichem Lächeln. Wer sich auf das Wasser wagt, den trägt das Schiff rheinaufwärts bis zum tosenden Rheinfall – ein Kontrast aus Idylle und Naturgewalt, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Und da ist noch mehr: Ein alter römischer Wachtturm thront südöstlich über der Tössegg, längst von Efeu und Moos umarmt, doch seine Geschichte hallt in der Stille nach. Die Römer wussten offenbar schon, dass dieser Ort mehr ist als nur eine geografische Randnotiz.
Ein besonderes Erlebnis bietet der WWF-Biberpfad, der von der Tössegg nach Rüdlingen führt. Wer mit wachen Augen wandert, entdeckt Spuren der pelzigen Landschaftsarchitekten – angenagte Stämme, Burgen im Verborgenen. Es ist eine Wanderung voller leiser Wunder, die sich perfekt mit einer gemütlichen Schifffahrt kombinieren lässt.
Und dann ist da noch die kleine Fähre, die zwischen den Ufern pendelt – wie ein Faden, der das Gewebe dieser Region zusammenhält. Sie verbindet nicht nur die beiden Seiten des Rheins, sondern auch Menschen, Geschichten und manchmal sogar Lebensentscheidungen.
Die Tössegg ist kein lauter Ort. Sie flüstert. Wer zuhört, wird beschenkt – mit Ruhe, mit Weitblick, mit dem Gefühl, an einem Ort zu sein, wo alles miteinander im Einklang ist: Fluss, Land, Mensch und Zeit.
Eglisau – Ein Flussjuwel zwischen Reben und Geschichte
Manchmal sind es nicht die grossen Städte, die das Herz erobern, sondern die kleinen – die, die sich nicht aufdrängen, sondern einladen. So ein Ort ist Eglisau: Eine Kleinstadt, die eher einem poetischen Zwischenruf gleicht als einem urbanen Ausrufezeichen. Gelegen im Bezirk Bülach, im Zürcher Unterland, dort, wo der Rhein noch ruhig und träumerisch durch die Landschaft fliesst, entfaltet Eglisau seinen ganz eigenen Zauber.
Der Rhein ist hier nicht einfach ein Fluss. Er ist Lebensader, Spiegel der Geschichte, Träger von Erinnerungen. Majestätisch gleitet er unter der markanten Eisenbahnbrücke hindurch, die wie ein steinernes Portal zwischen Vergangenheit und Gegenwart steht. Eglisau hat sich rund um dieses blaue Band entwickelt, das die Stadt wie ein zartes Seidentuch umspielt.
Das Städtchen selbst – oder, wie man hier in der Mundart sagt, Eglisau – scheint direkt einem Gemälde entsprungen zu sein. Die Gassen sind schmal und gepflastert, die Häuser alt und stolz, in warmen Farben gestrichen, mit Fensterläden, die Geschichten flüstern. Man spürt: Hier wurde gelebt, hier wird gelebt – in einem Takt, der nichts mit Hektik zu tun hat.
Hoch über dem Rhein schmiegen sich sonnenverwöhnte Rebhalden an die Hügel. Sie sind das grüne Rückgrat der Region, und im Herbst, wenn die Trauben prall und schwer an den Reben hängen, duftet die Luft nach Süße und Erwartung. Der Wein von Eglisau ist kein Massenprodukt – er ist ein Charakterdarsteller. Er erzählt vom Boden, vom Licht, von der Sorgfalt der Winzer. Und er erzählt von Festen, von langen Tischen, an denen man zusammenkommt und die Zeit vergisst.
Doch Eglisau ist mehr als nur pittoresk. Die Stadt lebt. Cafés laden zum Verweilen ein, kleine Läden zum Stöbern, und wer sich auf dem Rhein treiben lässt – sei es im Kanu, im Boot oder bei einer der gemütlichen Schifffahrten – sieht das Landstädtchen aus einer Perspektive, die fast ehrfürchtig macht. Denn von hier aus wirkt Eglisau wie eine Krone aus roten Dächern und grünem Weinlaub, getragen vom Wasser.
Die Nähe zur deutschen Grenze verleiht Eglisau zudem eine weltoffene Note. Man spürt die Durchlässigkeit der Kulturen, das stete Kommen und Gehen, ohne dass der Ort je seine Mitte verliert. Er bleibt: ruhig, verwurzelt, charmant.
Tipp: Wer Eglisau erleben will, sollte sich treiben lassen. Ein Spaziergang durch die Altstadt, ein Glas Wein am Flussufer, ein kurzer Abstecher zu den Rebbergen oberhalb – und vielleicht ein Sonnenuntergang, der das Wasser golden färbt. Dann versteht man, warum dieses kleine Städtchen an der grossen Geschichte des Rheins mitschreibt – mit leiser Stimme, aber unverkennbarer Handschrift.
Zugang
Die Tössegg ist ein Ort der offenen Türen – frei zugänglich für alle, die dem Alltag entfliehen und die Seele am Wasser baumeln lassen möchten. In den warmen Monaten des Jahres gleiten die Schiffe und die kleine Fähre in regelmässigem Takt über den Rhein, als wären sie Teil eines alten, sommerlichen Rhythmus.
Ein besonders reizvoller Ausflug: Mit dem Schiff gemächlich nach Eglisau fahren – vorbei an grünen Ufern, schimmerndem Wasser und verwunschenen Auen – und dann zu Fuss durch Wälder, Rebberge und stille Pfade zurück zur Tössegg wandern. Eine Verbindung aus sanfter Bewegung und landschaftlicher Poesie, wie geschaffen für einen Tag, der lange in Erinnerung bleibt.