Auf gut 1370 Metern über Meer liegt der Arnisee inmitten der Schweiz. Als Ausflugsziel und Ausgangsort für Hochalpentouren liegt das Idyll gut erreichbar eingebettet in die Urner Alpen. Das gestaute Wasser des Leitschachbaches und des Intschialp Baches treiben bei Amsteg 851 Meter tiefer die Turbinen zu einer Leistung von 13 Megawatt an. 

Nach einem fünfminütigen Fussmarsch von der Bergstation der Luftseilbahn Intschi-Arnisee erreicht man das Chänzeli. Das Chänzeli ist ein Aussichtspunkt auf einem Felsvorsprung, der einem die Sicht ins Urner Oberland, ins Maderanertal und auf den Bristen gewährt. Im an den See angrenzenden Wald befindet sich eine Freiluftkapelle. Nach einem zwanzigminütigen Fussmarsch von der Bergstation erreicht man den Aussichtspunkt Vorder-Arni. Von hier aus sieht man über das Reusstal und bis zum Urnersee.

Der Uristier

Bis heute ziert ein Ochsenkopf mit ausgestreckter Zunge und Nasenring das Wappen des Schweizer Kantons Uri. Um den „Uristier“ rankt sich eine so schöne wie wilde Legende.

Auf der Surenenalp lebte einst ein blutjunger Schafhirte namens Urs. Die weite Alp gehörte dem Kloster Engelberg und trug ihm fette Einkünfte ein. Zuweilen schlachtete der Schäfer ein Schaf und trug sein Fell ins Urnertal.

Eines Tages zogen fremde Männer aus dem Welschland durch das Urnertal. Sie trieben aussergewöhnlich schöne, hellhaarige Schafe vor sich her, wie sie der Hirtenbub noch nie gesehen hatte. Besonders ein kleines, schneetaubenweisses Lämmlein gefiel ihm. Er bat die Männer flehentlich es ihm zu schenken – schliesslich willigten sie ein. Er kehrte mit seinem Lämmlein auf die Surenalp zurück und wich ihm nicht mehr von der Seite. Eines Tages beschloss er gar, es mit echtem Taufwasser aus einer Kirche zu taufen.

In dem Moment zog ein kohlschwarzes Unwetter mit Blitz und Donner herein und die Erde zitterte. Als sich der Junge besorgt nach dem Lämmlein umsah, stand stattdessen ein entsetzlich schwarzes Ungeheuer in den Alpenrosen. Zu Tode erschrocken wollte er davonlaufen, doch das Ungeheuer stürzte ihm nach und zerriss ihn.

Von da an war es nicht mehr geheuer auf der Alp. Das grause Ungetüm, das die Hirten das Greiss nannten, quälte Menschen und Tiere. Nach und nach wollte kein Engelberger Älper mehr auf der Alp sömmern.

Da kam eines Tages ein unbekannter Fremder und bot den Urnern seinen Rat an, sofern sie ihm den Geldbeutel mit Kronen füllten. Sie sollten ein silberweisses Stierkalb aufziehen und es neun Jahre lang an einer Kuh säugen lassen. Im ersten Jahr an einer, im zweiten Jahr an zweien und so weiter. Dann sollten sie den erwachsenen, wilden Stier von einer reinen Jungfrau zur Alp führen.

Alles wurde so ausgeführt. Nach neun Jahren bot sich Agnes, die Tochter des Freiherrn von Attinghausen, an, die Erlösung der Surenalp zu vollziehen. Sie machte sich mutterseelenallein und weißgekleidet auf, den wilden Stier führte sie an einem Schnürchen, das an seinen Nasenring befestigt war, widerstandslos hinter sich her.

Da erhob sich ein schreckliches Gewitter – ein seltsames Brüllen erschallte in der Alp und die schwarzen, daherfahrenden Wolken hüllten alles ein.

Als sich die Urner nach langem, bangem Warten – als es oben still geworden schien – endlich auf die Alp getrauten, fanden sie das tote Greiß. Nicht weit daneben lag auch der siegreiche, silberweiße Stier tot in seinem Blut. Unter ihm entsprang eine reiche Quelle, die man von da an den Stierenbach nannte. Agnes, die Jungfrau, aber war nirgends zu finden und sie blieb für immer verschwunden.

Die Urner freuten sich, dass das Greiß ihrem Vieh nicht mehr Schaden zufügen konnte, doch waren sie unglücklich, dass sie die Erlösung der Alp mit dem Leben der Jungfrau teuer bezahlen mussten. Sie beschlossen, den Kopf des siegreichen Stiers mit dem Nasenring in ihr Landeswappen aufzunehmen. Die Jungfrau von Attinghausen nahmen sie auf ewige Zeiten in ihre Herzen auf.

(Quelle: Meinrad Lienert, Schweizer Sagen und Heldengeschichten, Stuttgart 1915. Gekürzte Fassung)

Zugang

Die kleine Bergbahn geht von Intschi in Richtung Arnisee. Von der Bergstation sind es nur wenige Minuten zu Fuss zum See. Eine zweite Vier-Personen-Kabine fährt von der Talstation bei der Autobahn-Ausfahrt Amsteg nach Vorderarni. Von da sind es rund 20 Minuten zum See.

 

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