Der sanft gewellte Tafeljura im Aargau rund um den Bözbergpass offenbart eine spektakuläre Besonderheit. Bei Linn steht eine Sommerlinde, die seit mehr als 800 Jahren den Zeiten trotzt. Mit einer Höhe von 25 Metern und einem Stammumfang von elf Metern gilt sie als der mächtigste Baum des Aargaus und eine der ältesten Bäume der Schweiz. Im Anblick des monumentalen Baumes spührt man die Zeit und hört die Geschichten, die die Linde erzählt. Viele sprechen gar von einem Kraftort, an dem man seine innere Energie wieder finden kann.

Die Linde liegt direkt am Rande von Linn und ist nicht nur ein optisch schöner Anblick und ein beliebtes Fotosujet, sondern auch Startpunkt diverser Wanderungen durch die Kulturlandschaften des Bözbergs. Unter Anderem startet hier der Natur- und Kulturweg Linn, der durchs orchideenreiche Sagenmühlital führt.

Legende und Sage

Die Legende besagt, dass die Linde zum Gedenken an die Pest von einem der letzten übrigbleibenden Dorfbewohner im Jahr 1668 auf das Grab der letzten Linner gepflanzt wurde. Seit da ist die Linde Garant dafür, daSs die Pest nicht wieder ausbricht. Die Pest wütete im Dorf Linn im 16./17. Jahrhundert besonders heftig. Das tatsächliche Alter der Linde ist aber weit höher, man geht von rund 800 Jahren aus. Dass die Linde schon mehrfach abgebrannt ist und sich danach wieder erholte, deutet auf ihren hohen Schutzwillen.

Eine weitere Sage droht, dass die Welt untergehen müsse, wenn die Linde eines Tages nicht mehr einmal jährlich ihren Schatten auf das Schloss Habsburg, den Stammsitz der gleichnamigen Dynastie werfe: «Leit d linde nüm ihres chöpfli ufs Ruedelis hus, so eschs met allne wälte us» (mit «Ruedeli» ist Rudolf von Habsburg gemeint).

Gedicht

Ach grüne Linde, Herzblatt mein,
in deinem hellen Widerschein
dort auf der Bank, der alten,
ritzten wir unsre Namen ein;
der Liebe Zeichen blieb erhalten.

So viele Dichter rühmen dich
und deine Blätterkrone;
drum sing auch ich
jetzt froh für dich
ein Liebeslied zum Lohne.

Will preisen deine grüne Treue,
800 Jahre bist du alt,
blühst Jahr für Jahr,
beglückst auf’s Neue
den Wanderer in deinem Wald.

In jedem Frühling mildes Lächeln,
im Sommer schattiges Geäst,
mit Blütenduft und zartem Fächeln,
so feierst du dein Jubelfest.

Im Herbste goldgelb und betörend,
das Blätterkleid erglänzt wie Taft;
und jedes Blatt fällt, sanft beschwörend
den Schatz verborg ‘ner Lebenskraft

Wirst bald des Winters Schneepelz tragen
sowie des Raureifs Glitzerkleid
und auch im Sturme nicht verzagen.
Dein Traum von neuen Frühlingstagen
erfüllt sich nach der stillen Zeit.

(Ingrid Drewing)

Zufahrt

Direkt bei der Linde hat es Parkplätze und eine Bushaltestelle.

 

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