Zwischen 770 und 700 vor unserer Zeit legten keltische Siedler in Unterlunkhofen den grössten keltischen Friedhof der Eisenzeit im Gebiet der heutigen Schweiz an. Wo diese Kelten ihre Siedlungen hatten, ist noch immer unbekannt.
Hintergrund
Wer nahe der Waldhütte Unterlunkhofen hinter dem Holzlager den Hügel emporsteigt, wird zwischen den Bäumen Interessantes erblicken: Über sechzig Grabhügel aus der nach dem hallstättischen Salzwerk benannten Epoche der Hallstattzeit, ragen eher unauffällig aus dem Waldgelände hervor. Eher unspektakulär sind die Erhebungen mit 4 bis 26 Meter Durchmesser optisch, historisch sind sie jedoch umso bedeutender.
Die Oberschicht der damaligen keltischen Bevölkerung wurde nach dem Tod oft kremiert und mit Grabbeilagen in Form von Schmuck, Vasen, Waffen oder Tellern unter Hügeln begraben. Bei besonders reichhaltig ausgestattete Grabstätten spricht man von einem Fürstengrab. Über die reale Stellung der oder des Bestatteten sagt der Begriff Fürstengrab jedoch nichts aus. Drei der Erhebungen in Unterlunkhofen sind sehr gross, eine davon hat einen Durchmesser von 26 Metern und ist mit zwei Monolithen auf dem Gipfel geziert. Mutmassungen darüber, ob es sich um das Grab eines Gemeindevorstehers handelt sind Spekulationen, jedoch auf Grund der Grabfunde durchaus möglich. So genannte Fürstengräber zeigen in den Grabstätten männlicher Toter meist reichere Grabbeigaben. Allerdings sind in den letzten bekannten Fürstengräber des 4. Jahrhunderts ausschliesslich Frauen bestattet worden, was die Bedeutung der Frauen bei den Kelten (im Vergleich zu ihrer eher untergeordneten Rolle bei den Römern oder Germanen) unterstreicht. In Unterlunkhofen sind – wie man auf Grund der Grabbeilagen festgestellt hat – sowohl Frauen und Männer begraben worden.
Nicht immer wurde der historische Wert der Nekropole geschätzt. So wurde früher der grösste Grabhügel 1970 unbefugterweise vom Forstamt teilweise abgetragen. Erst nach Interventionen des Kantons und der Eidgenossenschaft wurde das Grab wieder rekonstruiert. Doch auch schon vorher wurden die Flusskiesel, welche die Erhebungen bis zur Entdeckung 1865 zierten, entfernt. Genau so sucht man heute bis auf wenige Überreste vergeblich nach Steinkreisen auf den Hügeln. Unverzeihlich ist zudem, dass man nicht verhindert hat, dass im Gebiet der Grabhügel heute ein Wald wuchert und die Gräber beschädigt. Man könnte beinahe glauben, dass man alles versucht hat, dass die „Heidengräber“, wie die Nekropole von der älteren Wohnbevölkerung genannt wird, in Vergessenheit geraten.
Wie und wo die Kelten in der Region Unterlunkhofen gelebt haben ist unbekannt. Offensichtlich muss aber eine grössere Gemeinschaft mit einer Oberschicht, welche in der Nekropole bestattet wurde, bestanden haben. Hinweise auf eine befestigte Siedlung fehlen bisher jedoch.
Lage/Anfahrt
Von Bremgarten her bei der grossen Kurve in der Hauptstrasse links abbiegen und der alten Zürcherstrasse folgen. Nach dem letzten Bauernhof die erste Strasse links einbiegen und parkieren (Fahrverbot). Dem Strassenverlauf bis zur Waldhütte und dem Holzlager folgen. Nord-östlich des Lagers befindet sich eine Informationstafel.
Zugang
Die Nekropole ist jederzeit zugänglich.