Man nennt sie ehrfürchtig die „Mutter aller Bergwerke“ – die majestätische Silbermine von Schwaz. Einst pulsierendes Herz der mittelalterlichen Welt, wo im Verborgenen des Berges Silberadern wie Lebensadern durch das Gestein woben, ist sie heute ein faszinierendes Tor in die Geschichte. Was einst die größte Silbermine der Erde war, lädt nun als lebendige Besucherattraktion zu einer Reise in die glorreiche Vergangenheit ein. 

Steigen Sie in die Grubenbahn, und lassen Sie sich hinabtragen in die Tiefen der Zeit, wo die Wände von Schwaz’ Stolz und Geschichten flüstern. Spüren Sie die kühle Umarmung des Berges, und lauschen Sie den Echos vergangener Jahrhunderte, als mutige Knappen hier im Zwielicht des Untergrunds arbeiteten und träumten.

Legende

Der Legende nach entdeckte im Jahr 1409 eine Magd namens Gertraud Kandlerin das reiche Silbervorkommen, während sie ihre Herde auf einer Weide hütete. Ihr Blick wurde auf einen wütenden Stier gelenkt, der mit seinen Hörnern den Boden aufriss und dabei einen dunklen, glänzenden Stein freilegte. Dieser Stein erregte die Aufmerksamkeit von Erzsuchern, die das Gebiet am Falkenstein, dem ertragreichsten Berg des gesamten Schwazer Bergbaugebiets, intensiv durchforsteten.

Geschichte

Bereits in der Bronzezeit wurde in Schwaz Bergbau betrieben. Das für die Herstellung von Bronze essentielle Kupfer trug zum Aufschwung der bronzezeitlichen Kulturen im Inntal und Wipptal bei. Im Jahr 1409 entdeckte laut einer Sage die Magd Gertraud Kandlerin durch Zufall einen silberhaltigen Stein, was den Beginn eines bedeutenden Bergbaus markierte. Obwohl diese Geschichte umstritten ist, gilt es als gesichert, dass Schwaz zu einem Zentrum des Bergbaus wurde. 

Ab 1420 zog der Bergbau zahlreiche Arbeiter aus Böhmen, Sachsen und anderen deutschen Regionen an. Innerhalb kurzer Zeit wuchs das kleine Bauerndorf Schwaz zur größten Bergbaumetropole Europas heran. Um 1500 zählte Schwaz über 20.000 Einwohner und war nach Wien die zweitgrößte Stadt des Habsburger Reiches. Im Jahr 1523 wurden in Schwaz 85 % des weltweit geförderten Silbers produziert. Die Bergbaubetriebe wurden zunehmend von wohlhabenden ausländischen Familien wie den Fuggern aus Augsburg kontrolliert.

Mit der Entdeckung reicher Silbervorkommen in Süd- und Mittelamerika Mitte des 16. Jahrhunderts begann der Niedergang des Schwazer Bergbaus. Die Konkurrenz und die sinkenden Silberpreise führten schließlich zur Aufgabe des Bergbaus in Schwaz. Dennoch hinterließ der Schwazer Bergbau ein bedeutendes Erbe in Bezug auf technische und soziale Errungenschaften, die den Bergbau weltweit bis ins 19. Jahrhundert prägten. Die Fugger, die maßgeblich am Aufstieg Schwaz' beteiligt waren, zogen sich im Jahr 1657 aus dem Bergbau zurück.

Der Schwazer Bergbau war auch in sozialer Hinsicht fortschrittlich. Die Bergordnung von 1427 garantierte den Arbeitern Rechte und Freiheiten, die in anderen Bereichen der Gesellschaft noch lange nicht selbstverständlich waren. Das Bruderhaus, eine Art frühes Krankenversicherungssystem, sorgte für die Versorgung verletzter und kranker Bergleute. 

Die Geschichte von Schwaz ist ein beeindruckendes Beispiel für den Wandel von einem kleinen Dorf zur Bergbaumetropole und zurück. Trotz des Niedergangs hat Schwaz durch seine technischen und sozialen Innovationen einen bleibenden Einfluss auf die Geschichte des Bergbaus hinterlassen.

Zugang

Tief im Silberbergwerk können Sie während einer 90-minütigen Führung einen spannenden Einblick in die bedeutende Rolle von Schwaz im Mittelalter gewinnen, als Bergleute in den Minen nach Silber und Kupfer suchten. Im Bergwerk herrschen konstante 12 Grad – es ist ratsam, festes Schuhwerk und passende Kleidung zu tragen. Die Grubenbahn, die Sie auf 800 Meter Tiefe bringt, bietet Platz für etwa 40 Personen.

 

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