Erbaut im 13. oder 14. Jahrhundert, wurde die Jaufenburg zum Stammsitz der Herren von Passeier, einer Familie, deren Einfluss im Tal weit reichte. 1385 gelangte sie durch Heirat in den Besitz der Fuchs von Fuchsberg, einem Geschlecht, das nicht nur Macht, sondern auch Musen zu sich rief. Minnesänger und Künstler fanden sich hier ein, Dichtung hallte durch die Räume, und der Turm der Burg war nicht nur ein Wehrbau, sondern auch ein poetischer Leuchtturm inmitten der Tiroler Bergwelt.

Doch die Jaufenburg war nicht nur Ort der Musen, sondern auch strategischer Vorposten. Sie sicherte den Zugang zum Jaufenpass – jenem Pass, über den sich 1809 französische Truppen aufmachten, Tirol zu erobern. Ihr Vormarsch ins Passeiertal wurde jedoch von einheimischem Widerstand gestoppt. Am 22. November mussten die Franzosen unter Major Dorell kapitulieren. Drei Kanonenkugeln, die während dieses Angriffs auf die Burg abgefeuert wurden, ruhen heute noch im Hauptportal – stumme Zeugen einer Zeit, in der Mut und Heimatliebe die Geschichte schrieben.

Vom Verfall zur musealen Wiederentdeckung

Nach 1738 verlor die Burg ihre Bedeutung – und mit ihr auch ihre Pracht. Der Zahn der Zeit nagte an den Mauern, das Dach wich den Wolken, und die Natur begann, sich das Bauwerk zurückzuerobern. Doch geblieben ist der Bergfried, das fünfstöckige Herz der Burg. Und was für ein Herz!

Im Inneren offenbart sich eine Überraschung: Renaissance-Fresken von Bartlmä Dill Riemenschneider aus dem Jahr 1538 schmücken die Wände – kunstvolle Szenerien, die Geschichten erzählen von Macht und Mythen, von Tapferkeit und Zeitgeist. Noch heute kann man diese Gemälde in den Sommermonaten bestaunen – ein Ausflug in die Welt der Farben, die Jahrhunderte überdauert haben.

Am Turm selbst prangen die Wappen der Herren von Passeier und der Fuchs von Fuchsberg, von Wind und Wetter gezeichnet, aber noch immer stolz und unbeirrt. Und vom obersten Stockwerk aus bietet sich ein Anblick, der selbst wortgewandten Wanderern den Atem raubt: ein weiter Blick über das Passeiertal, über Wälder, Wege und das silberne Band der Passer, das sich durch das Tal schlängelt bis hinunter ins Meraner Becken.

Geschichte zum Erwandern

Die Jaufenburg ist Teil des MuseumPasseier und liegt etwa drei Kilometer davon entfernt. Wer den Ort auf besondere Weise erleben möchte, nimmt den steilen Wanderweg vom Dorfzentrum aus (ca. 30 Minuten). Der Weg ist nicht lang, aber geschichtsträchtig – vorbei an alten Mauern, durch stille Hänge, mit dem Tal zu Füßen. Wer es bequemer mag, kann auch die schmale Zufahrtsstraße nehmen, doch selbst dann bleibt das Gefühl, eine Reise anzutreten – nicht nur durch Raum, sondern durch Zeit.

Entlang des Rundgangs informieren Infotafeln über die wechselvolle Geschichte der Burg, die Schildhöfe der Region und die Menschen, die hier lebten, kämpften, liebten und dichteten.

Die Jaufenburg ist kein gewöhnliches Ausflugsziel. Sie ist ein Denkmal aus Stein und Seele, ein Ort, an dem Geschichte greifbar wird. In ihren Mauern hallt das Echo vergangener Jahrhunderte, und wer sich die Mühe macht, zu ihr hinaufzusteigen, wird reich belohnt – mit Geschichten, Ausblicken und einem Hauch von Ewigkeit.

Besuchsinfo:
🔹 Ort: Oberhalb von St. Leonhard in Passeier
🔹 Erreichbarkeit: Zu Fuß vom Dorfzentrum (ca. 30 Min., steil) oder per Auto über schmale Zufahrt
🔹 Öffnungszeiten: Sommermonate (Freskenbesichtigung möglich)
🔹 Teil des: MuseumPasseier


Dort, wo die Zeit stehen blieb und der Wind Geschichten flüstert – da liegt die Jaufenburg.

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