Die Altburg ist eine der Ruinen, die mich am meisten fasziniert, bestimmt auch aufgrund der teilweise noch eher hohen Mauerreste der Burg und der beruhigenden Wirkung dieses Ortes. Auch das passende kleine Dörfchen rund um die Ruine trägt dazu bei, sich in eine andere Welt versetzen zu können.
Sitzend auf der Ringmauer kann man ein Teil des Dorfes Altburg überblicken, sowie an schönen Tagen den Sonnenuntergang mitverfolgen. Doch leider gibt es einen kleinen Hacken: Von 22:00 Uhr bis 06:00 ist es Unberechtigten untersagt, sich auf dem Gelände aufzuhalten.
Geschichte
Auf dem runden Moränenhügel zwischen Regensdorf und dem Katzensee erhebt sich die Ruine Alt-Regensberg. Sie war einst Stammsitz eines bedeutenden Freiherrengeschlechts. Der Name der Burg weist einerseits auf die nahe Siedlung hin, hebt sich aber andererseits mit der stolzen Endung „-berg“ für einen dreissig Meter hohen Hügel bewusst von der bäuerlichen Umgebung ab.
Nach mehreren Umbauphasen unter verschiedenen Besitzern erwarb 1468 schliesslich die Stadt Zürich mit der Herrschaft Regensdorf auch die Burg, die ab jenem Zeitpunkt nicht mehr bewohnt wurde und bis ins
19. Jahrhundert noch als Steinbruch diente. In den Jahren 1955 bis 1957 fanden auf Alt-Regensberg archäologische Ausgrabungen statt. Dabei konnten insgesamt vier Bauetappen dokumentiert werden, wobei der heutige Zustand der Burg die dritte Bauphase widerspiegelt. Aus konservatorischen Gründen wurden die jüngeren Mauerreste der Burgruine auf moderne Sockel gesetzt.
Dort, wo man heute über eine Treppe die Ringmauer erreicht, war seit ältester Zeit der Zugang zur Burg.
Die erste Steinburg: ein Wohnturm mit Wirtschaftsgebäude
Zum ältesten Teil der Anlage gehört der Bergfried. Sein Fundament reicht rund vier Meter unter die Erdoberfläche, und seine Eigenart besteht darin, dass er bis hinauf zur betretbaren Fläche vollständig aufgefüllt ist. Diese massive Bauweise sollte verhindern, dass ein Belagerer den Turm untergraben konnte. Das unterste Geschoss, auf dessen Boden der Besucher heute steht, wurde durch Mauerschlitze erhellt.. Der Eingang lag um ein Stockwerk höher auf der Westseite des Turmes. Man erreichte ihn ursprünglich über eine Leiter und ein einfaches Holzpodest, dessen Pfostenlöcher im Zug der Ausgrabung am Mauerfuss festgestellt werden konnte.
Zur ersten Etappe gehören ferner ein südlich des Wohnturms gelegener Holzbau, vermutlich ein Wirtschaftsgebäude, und im Nordwesten eine 6m tiefe Zisterne, die mit Brettern ausgeschalt war.
Zweite Bauetappe: Ummantelung des Bergfrieds und Bau einer Ringmauer
Während dieser Bauphase erhielt der Bergfried eine neue Ummantelung aus sorgfältig behauenen Buckelquadern mit Randschlag, was dem Wohnturm repräsentativen Charakter verlieh. Auf Grund von Darstellungen aus dem 18. Und dem 19. Jahrhundert hatte der Wohnturm mindestens drei Stockwerke. Auf der Südwestseite des Hügels wurde eine neue Zisterne mit Folteranlage angelegt. Die zylinderförmige Zisterne aus trocken gesetzten Steinen wurde von einer massiven, mit Lehm verkleideten Mauer umgeben. Zwischen der Zisterne und der Mauer hatte man zudem Kies eingefüllt, welches das Regenwasser der umliegenden Dächer auffing und in die Zisterne als Trinkwasser für die Burgbewohner filtrierte. Während dieser Bauetappe wurden im Norden Stallungen und im Süden neue Wirtschaftsgebäude erstellt, die zum Teil späteren Umbauphasen weichen mussten. Die ganze Anlage erhielt nun eine Ringmauer und im Nordwesten wurde ein Zwinger mit einem zweiten inneren Tor errichtet.
Dritte Bauetappe
Diese grosse Umbauphase erfolgte nach dem Aussterben der Regensberger unter Hermann von Landenberg-Greifensee, der Mitte des 14. Jahrhunderts auf Alt-Regensberg wohnte. Im Innern der Burganlage wurden die Holzbauten abgebrochen. Nördlich des Bergfrieds wurden sodann ein Palas erstellt, der später nach Süden erweitert wurde. Zwischen die Nordwand des Bergfrieds und die Ringmauer stellte man eine breite Quermauer, gleichzeitig wurde die Ringmauer im Osten verstärkt. Auch kam ein Wirtschaftsgebäude direkt an die Zisterne und an die Ringmauer im Süden zu stehen.
Vierte Bauetappe: Verkauf der Burg
1458 erwarb der Ravensburger Kaufmann Rudolf Mötteli die Burg, die er bis 1468 bewohnte., Er stattete die Innenräume mit Riemenböden und Holztäfer, Glasfassern und Kachelöfen aus. Auch lies er eine Zisterne, einen Kerker und weitere, nicht mehr lokalisierbare Wirtschaftsgebäude errichten.
Saga: Der Mötteligeist
Eine unheimliche Geschichte widerfuhr in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts einer Bauernfamilie aus Regensdorf bei der Erntearbeit unweit des Weilers Altburg. Da die Bauern das schöne Sommerwetter nutzen wollten, fuhren sie bis zum späten Abend fort, Korn zu schneiden. Sie arbeiteten auch weiter, als die Dämmerung hereinbrach und vom nahen Katzensee die Abendnebel herüberzogen. Die Sonne war untergegangen. Im Mondlicht hob sich die Ruine der alten Regensbergerburg dunkel vom Nachthimmel ab, aber immer noch war die lange Reihe der Schnitter nicht am Ende des Kornfeldes angelangt. Da zerriss plötzlich ein Schrei die friedliche Stille des Abends. Die Magd, die als letzte in der Reihe, dem Waldrand zunächst, gearbeitet hatte, schleuderte ihre Sichel von sich, rannte ans andere Ende des Feldes und sank dort schreckensbleich nieder. Sogleich eilte man ihr zu Hilfe; aber es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich soweit gefasst hatten, dass sie – immer noch zitternd vor Angst – berichten konnte, was ihr geschehen war. Sie habe plötzlich eine gewisse Gestalt am Waldrand umherirren sehen und habe ganz deutlich den Ruf vernommen: “Da nicht! Da nicht!“ gab die Erschreckte Auskunft. Nun wussten die Umstehenden zu berichten, es gehe hier einer um; es sei der Geist des Rudolf Mötteli, des letzten Bewohners der alten Burg.
Dieser reiche Kaufmann aus Ravensburg war 1458 in den Besitz der Burg gelangt. Nach dem Erlöschen des Geschlechts der Freiherren von Regensberg war ihre Stammburg an die Edlen von Landenberg übergegangen und im Alten Zürichkrieg weitgehend zerstört worden. Rudolf Mötteli hatte das Gemäuer von Jakob Schwend erworben und wieder aufgebaut. Gleichzeitig bürgerte er sich in der Stadt Zürich ein und liess sich auf der Burg nieder. Im Jahre 1463 wurde Mötteli zudem Bürger von Luzern und erlangte auch in Ob- und Nidwalden Landrecht. Drei Jahre später verzichtete er auf das Zürcher Bürgerrecht und bot der Stadt die alte Regensbergerburg zum Kauf an. Zürich machte ein altes Vorkaufsrecht geltend, das eine niedrigere Kaufsumme einschloss. Da der reiche Kaufmann diese Vergünstigung aber nicht akzeptierte, kam es zu einem Streit, den erst ein eidgenössisches Schiedsgericht schichten konnte. Mötteli musste auf einige seiner Forderungen verzichten und verweis 1468 die Alt-Regensburg.
Man sagt, er habe aus Angst vor einem Überfall vorher noch einige seiner Kostbarkeiten in der Nähe der Burg vergraben. Da er sie zu Lebzeiten nicht mehr an sich nehmen konnte, müsse er seit Jahrhunderten als Geist erscheinen, um die Menschen von seinem vergrabenen Besitz zu verscheuchen.
Noch auf eine andere Weise hatte es Rudolf Mötteli verstanden, in der Leute Mund zu bleiben: Von seinem unermesslichen Reichtum wurde noch lange geredet, und wenn man in der Gegend von Regensburg einen Menschen der Verschwendungssucht bezichtigte, so sagte man von ihm, er vergeude sein Geld, wie wenn er „Möttelis Gut“ besässe.
Anfahrt/Lage
Autobahnausfahrt ZH-Alstetten/Regensdorf, Richtung Regensdorf fahren. Auf halbem Weg nach Regensdorf, nachdem das „Waldhaus Katzensee“ am rechten Strassenrand ersichtlich war, beim Zeichen „linksabbiegen verboten“ links abbiegen (Weiter vorne hat man sonst die Möglichkeit zu wenden und korrekt nach rechts abzubiegen). Danach kommt man über einen Bahnübergang und nach einer kurzen Strecke taucht auf der linken Strassenseite auch schon ein grosser Parkplatz auf. Dort kann man parkieren und schliesslich rechts das kleine Dörfchen Altburg (Regensdorf) hochgehen. Die Ruine ist schnell ersichtlich.
Zugang
Aufenthaltsverbot zwischen 22:00 Uhr und 06:00 Uhr. Laut Anschlag Busse bis Fr. 200.00 möglich.