Der höchste freifallende Wasserfall der Schweiz hat nicht nur Tolkien zu «Herr der Ringe» inspiriert, sondern auch dem Dichter aller Dichter schöne Worte entlockt. Goethe besuchte das Lauterbrunnental im Jahr 1779 und mache es mit einem Gedicht berühmt.

Gesang der Geister über den Wassern

Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.

Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen,
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.

Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.

Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.

Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.

Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!

Tolkien in Lauterbrunnen

Der 19-jährige J.R.R. Tolkien wanderte 1911 durch die Schweizer Alpen. Die Steil herabfallenden Felswände des Lauterbrunnentals inspirierten ihn zu den Landschaften aus «Herr der Ringe». Mittelerde ist also nicht nur in Neuseeland – wie die Verfilmung vermuten liesse – sondern auch im Berner Oberland zu finden.

Zugang

Vom Parkplatz in Lauterbrunnen ist der Wasserfall in Kürze zu Fuss zu erreichen. Hinter dem Wasserfall führt ein Weg in die Galerie im Felsen hinauf.

 

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